Geschichte der Partnerschaft

Die Anfänge

Es war damals, Anfang der sechziger Jahre schon etwas ganz Besonderes, eine Städtepartnerschaft über die Landesgrenzen hinweg eingehen zu wollen. Es gehörte Mut dazu, im Frühjahr 1962, siebzehn Jahre nach dem Krieg, im Land der ehemaligen „Feinde“ nach Freunden zu suchen. Auch die Art der Anbindung scheint uns heute – im 21. Jahrhundert – ungewöhnlich: Nicht das „Brautwerben am offenen Markt“ sondern, auf eine Anfrage eines engagierten Bürgers, Hannskarl Zedler folgte die Empfehlung einer hohen politischen Institution, des Rates der Europäischen Gemeinden, für eine Verbindung von Wächtersbach und Châtillon sur Chalaronne. Dann, aufeinander aufmerksam gemacht, fing man an sich zu „Beschnuppern“.
Die wichtigsten Akteure damals: Die Bürgermeister Heinrich Heldmann und Raymond Sarbach, die Französisch- bzw. Deutschlehrer beider Seiten Hannskarl Zedler und Max Huguet und Schüler diesseits und jenseits des Rheins. Der eine, Hannskarl Zedler schreibt, im Namen des Bürgermeisters einen Brief nach Châtillon, der andere, Max Huguet kommt gleich, sicher in Abstimmung mit seinem Bürgermeister, zur Kontaktaufnahme nach Wächtersbach. Und weil Jugend dabei war, ging es auch schnell zur Sache: Schülerbriefe hin und her, und schon im Dezember 1962 konnte eine erste Gruppe französischer Lehrer und Schüler in Wächtersbach begrüßt werden.
Im Juli 1963 waren dann, nach intensiven Kontakten von beiden Seiten her, die Weichen so weit gestellt, dass in Wächtersbach die Verschwisterung offiziell und feierlich protokolliert werden konnte. Eine halbe Woche lang hatte die große, mit zwei Bussen angereiste Delegation aus Châtillon Gelegenheit, aus diesem Grunde, mit den neuen Freunden in der Stadthalle Wächtersbach zu feiern.
Auch über das offizielle hinaus geht es Schlag auf Schlag weiter: Eine Schul-partnerschaft zwischen der Realschule Wächtersbach und dem Lycée Eugène Dubois wird beantragt und in der Folge reisen noch im gleichen Jahr mehrfach Wächtersbacher Schülergruppen nach Châtillon und eine französische Gruppe kommt zu uns, die Radfahrvereine beider Seiten nehmen Kontakt auf, eine Informations-Veranstaltung des französischen Verkehrsbüros und der französischen Eisenbahn finden statt, denn schließ-lich will man das neue Partnerland näher kennen lernen. Die Partner werden auch bald zu Messegästen. Dann wird in diesem Jahr auch noch eine kleine Geste mit nicht absehbaren Folgen eingeführt: Der Austausch von Süßigkeiten für Kinder der jeweils anderen Seite.

1964 ist das Jahr Châtillons, nachdem Wächtersbach bei sich zu Hause die Partnerschaft schon besiegelt hatte. Hier wird im Juli 1964 die entsprechende Zeremonie der Verschwisterung, wie im Jahr zuvor in Wächters-bach, vollzogen. 100 Gäste aus Wächtersbach reisen aus diesem Anlass an.
Neue tragende Namen tauchen in der Partnerschafts-geschichte auf: Marcel Couturas der spätere Präsident des Châtilloner Verschwisterungs-komitees kommt im Frühjahr mit einer Schülergruppe nach Wächtersbach und begründet damit den bis heute praktizierten Schüleraustausch, eine der tragenden Säulen der Partnerschaft und Basis für die zukünftige Verstän-digung der Partnerstädte.
Bald darauf übernimmt der Turnverein Wächtersbach eine „Pfadfinderaufgabe“: Als erster der vielen, später folgenden Vereine schickt er eine Delegation nach Châtillon-sur-Chalaronne.

Die weitere Entwicklung

Bei der ältesten Einrichtung der Städtepartnerschaft, dem Schüleraustausch werden jetzt, wir sind im Jahre 1965, schon die Jahre gezählt, es ist bereits der 3. Austausch. Wenige Jahre später, im Jahre 1973 beim 8. Schüleraustausch beteiligt sich zum ersten mal auch die Schule eines Nachbarortes von Châtillon, Vonnas. Mit dem dortigen Deutschlehrer Jacques Collet ist ein sehr verlässlicher und Förderer des Austausches auch im Jahre 2002 noch immer sehr aktiv.
Auf Wächtersbacher Seite stehen als engagierte Partner für den Schüleraustausch, neben dem inzwischen ausgeschiedenen Schuldirektor Werner Klein, seit Jahrzehnten Volker Oestreich und Rosemarie Steinke.
Für einen der tragenden Personen der ersten Jahre, Matthias Scheuß beginnt 1965 mit dem „Osterhasen“ – der Verteilung von Süßigkeiten in den Kindergärten und Grundschulen in Châtillon – ein langjähriges, intensives Engagement für die Partnerschaft. 1979 wurde er dafür mit dem Ehrenvorsitz des inzwischen (1975) durch ihn selbst gegründeten Vereins der Freunde Châtillons ausgezeichnet. Der „Osterhase“ reist auch heute noch alljährlich nach Châtillon. In gleicher Weise denken jeweils am Jahresanfang unsere französischen Partner an die Wächtersbacher Kinder und senden Botschafter mit einer Neujahrsgabe (étrenne): Es sind meistens die in Papier mit lustigen Aufdrucken und Witzen einge-packten Bonbons (papillotes).
Die Präsidenten der beiden Verschwisterungskomitees in diesen Jahren waren für Wächtersbach: Mathias Scheuß, Helmut Glaser, Wolfgang Günther und Peter Genert und für Châtillon: Marcel Couturas, André Drevet, Albert Chevrot und Marie Christine Hyvernat.
Bürgermeister waren in der Zeit in Châtillon: Raymond Sarbach, Maurice Lagrange, Jacques Decomble und Noël Ravassard. Hinzu kommen noch, seit der Erwei-terung der Verschwisterung 1998, die Bürgermeister von Vonnas Bernard Page und von Baneins Christine Gonnu. Auf Wächtersbacher Seite waren bzw. sind es Heinrich Heldmann und Rainer Krätschmer.

Eine rege Reisetätigkeit von Châtillon nach Wächters-bach findet statt. Neben vielen Abordnungen der Stadt und des Verschwisterungskomitees kommen Faschingsgruppen (z. B. 1977, 79, 80, 81, 86, ….), die Feuerwehr, die Fußballer (auch aus Vonnas), Judokas, große Gästegruppen (z.B. 90 Personen zum Bürgerfest, 100 zum 20jährigen Jubiläum (1983) und 200 Besucher zum 25jährigen Bestehen der Verschwisterung 1988. Weiterhin gab es regelmäßig Messebesucher, Lehrer-treffs, Besuche der Radfahrer, der Trachtengruppe, der Turner, des Tennisclubs, häufig auch die Union Musicale mit ihrem Leiter Max Barret.

Aus Wächtersbach fuhren im Gegenzug nach Châtillon: Faschingsgruppen, die Fußballer, große Gästegruppen (z.B. 200 Teilnehmer zum 10jährigen und sogar 500 Personen zum 25jährigen Jubiläum – hier vollbrachten unsere Partner eine logistische Meisterleistung bei der Unterbringung der vielen Gäste), aber auch Judokas, Lehrer, Messebesucher, der Radfahrverein, der Spielmann- und Fanfarenzug (heute Musikzug), der Tennisclub, der Turnverein, der WCV und andere.

Neben den offiziellen Feierlichkeiten hoben sich aus den vielen Veranstaltungen und Unternehmungen einige besonders heraus. Dazu zählt natürlich 1975 die Gründung der Gesellschaft der Freunde Châtillons durch Mathias Scheuß.
Immer wieder auch lassen sich Bürger beider Städte etwas Besonderes einfallen. So findet im Jahre 1979 eine Radfahrt von Châtillon nach Wächtersbach statt. In vielen Etappen kämpfen sich die Radfahrer über zum Teil recht bergige Strecke, 750 Kilometer bis nach Wächtersbach durch. 1985 und dann nochmals 1996 revanchieren sich die Wächtersbacher mit einem Gegenbesuch auf Drahteseln.
Und im Jahr 1986 überraschen uns unsere Partner wieder mit einer Novität: Einem Stafettenlauf Châtillon – Wächtersbach, mit einer Beteiligung von 32 Läufern!

Äußere Zeichen der Verbundenheit wurden immer wieder, in den vielfältigsten Formen gesetzt. So etwa im Jahr 1974 in Châtillon mit der Anpflanzung von „Ver-schwisterungsbäumen“ oder 1977 mit der Einweihung der Châtilloner Straße in Wächtersbach. 1981 folgte dann die Einweihung der „Avenue de Wächtersbach“ in Chatillon. Aber auch Meilensteine mit Angabe der Entfernung (750km) der verschwisterten Städte werden jeweils in Wächtersbach und Châtillon enthüllt.
Teilnehmern wie Zuschauern unvergessen bleiben die diversen sportlichen Wettbewerbe, wie auch künst-lerische Darbietungen, wie z. B.: Der Fußball-Pokal „Mathias Scheuß“ 1980 in Châtillon, das Freundschaftsspiel mit 48 Spielern 1989 in Wächtersbach, das Turnier aus Anlass des 75. Jubiläums des Turnvereins Wächtersbach in Châtillon 1981 und 1997/1998 die Freilichtaufführung des Stückes „St. Vincent de Paul“ in Châtillon.
Lebhaft und spontan wurde schließlich 1989 das Geschenk der deutschen Wiedervereinigung von unseren Partnern begleitet. Schon einen Monat nach dem Ereignis fand sich der neu gewählte Bürgermeister Noël Ravassard mit einer Delegation seines Stadtrates zum gemeinsamen Besuch der frisch geöffneten deutsch-deutschen Grenze ein.

Der aktuelle Stand

Um einen detaillierteren Eindruck der Frische der Beziehungen zwischen den beiden Städten zu geben, werden im Folgenden die eher öffentlichen Begegnungen der letzten 4 Jahre aufgelistet, die neben den vielen privaten Kontakten stattfinden.

03.04. – 17.4. 1999 – 36 Wächtersbacher Schüler sind in Châtillon/Vonnas.
19.04. – 1.5.1999 – 36 französische Schüler in Wächtersbach.
09.04. – 12.4.1999 – Die Theatergruppe Waldensberg weilt in Châtillon.
09.04. – 12.4.1999 – Die jährliche Osterfahrt nach Châtillon findet statt. Ca. 1200 Geschenke werden an Kinder der Kindergärten und der Grundschulen verteilt.
03.06. – 06.06.1999 – In Châtillon findet das 35. Jubi-läum der Verschwisterung statt. Dabei wird die Ver-schwisterung auf die nahe gelegenen Orte Vonnas und Baneins ausgeweitet. 160 Wächtersbacher nehmen an der Feier teil, darunter auch der HAPPY DAY Chor und die Judokas aus Leisenwald.
23.06. – 25.06.1999 – 47 französische Grundschul-Kinder mir ihren Lehrerinnen und Lehrern sind in Wächtersbach. Die Freunde Châtillons veranstalten für sie ein Grillfest im Musikgarten und begleiten die Kinder und Lehrer bei den Ausflügen nach Steinau und zur Ronneburg.
29.08.1999 – Zur 300jahr Feier von Waldensberg kommt eine französische Delegation und nimmt mit einer Fußgruppe am Festzug teil.
11.09. – 12.09.1999 – Wir begrüßen eine französische Delegation zum Altstadtfest.
25.09. – 02.10.1999 – Eine Gruppe Wächtersbacher Wanderer genießt im „LeManon“, im Jura, dem Ferienhaus unserer Partner aus Châtillon, eine erholsame Woche.

26.02.2000 – Eine kleine Delegation aus Wächtersbach fährt zur „Fête de la choucroute“, dem Sauerkrautfest, einer Innovation im Gesellschaftsleben unserer Partnerstadt, das nicht ohne Bezug zu Deutschland ist.
28.02. – 12.03.2000 – 41 deutsche Austauschschüler fahren nach Châtillon/Vonnas.
4.3. – 6.3.2000 – 47 französische Freunde kommen nach Wächtersbach, um den Karneval mit uns zu feiern und am Umzug teil zu nehmen. Ihr Wagen gewinnt in der Prämierung den 2. Preis.
6.3.2000 – Unsere französischen Freunde verteilen die traditionellen Geschenke an ca. 1200 Kinder der Wächtersbacher Kindergärten und Grundschulen.
15.4. – 17.4.2000 – Der „Wächtersbacher Osterhase“ fährt nach Châtillon, um den Kindern das traditionelle Ostergeschenk zu bringen.
22.6. – 25.6.2000 – Der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde bläst in Châtillon.
19.8.2000 – Sommerfest der Freunde Châtillons.
9.9. – 10.9.2000 – Am Altstadtfest in Wächtersbach werden typische Getränke und Speisen: Rotwein, Käse, Kir und Quiche zugunsten der Verschwisterung mit Châtillon / Vonnas / Baneins angeboten.
30.9. – 3.10.2000 – Bierfest in Châtillon; – der SFZ und die mit ihm befreundeten Straßbessenbacher Musiker bringen Oktoberfeststimmung nach Châtillon.
2.12.2000 – Die Freunde von Châtillon, Vonnas und Baneins nehmen zum 1. mal am Wächtersbacher Weihnachtsmarkt teil. Der Erlös ist für den Schüler-austausch bestimmt.

3.3. – 4.3.2001- Besuch aus Wächtersbach zur „Fête de la choucroute“ in Châtillon.
24.3. – 6.4.2001 – 43 französische Austauschschüler sind in Wächtersbach. Es wird ein Grillfest in der Grill-hütte auf dem Aufenauer Sportplatz veranstaltet.
20.3. – 23.4.2001 – Die Wächtersbacher fahren mit 1243 „Osterhasen“ nach Châtillon und verteilen diese in den Kindergärten und Grundschulen als auch im Centre Romans-Ferrari.
27.4. – 10.5.2001 – 43 deutsche Austauschschüler fahren nach Châtillon / Vonnas.
18.5. – 27.5.2001 -Die 53. Wächtersbacher Messe – nach einiger Zeit der Abwesenheit sind unsere französischen Freunde wieder mit einem eigenen Stand auf der Messe vertreten. 25 Franzosen teilen sich die Arbeit auf dem Stand, unterstützt von den Freunden Châtillons. In dieser Woche werden auch die traditionellen Geschenke an alle Grund- und Kindergartenkinder verteilt.
8.9. – 9.9.2001 – Am Altstadtfest Wächtersbach ver-kaufen die Freunde Châtillons französische Spezia-litäten. Mit dem Erlös werden der Schüleraustausch und andere Aktivitäten im Rahmen der Verschwis-terung unterstützt.
1.12.2001 – Wir sind wieder auf dem Nikolausmarkt in Wächtersbach präsent. Neben Glühwein und Quiche gibt es „Papillotes“ und Misteln aus Frankreich. 7 Franzosen sind mit von der Partie.

3.2. – 15.2.2002 – 36 französische Austauschschüler sind in Wächtersbach.
8.2.2002 – Die Freunde Châtillons organisieren und finanzieren eine Faschings-Disco für die Schüler und Familien im Kulturkeller Alte Schule in Wächtersbach.
9.2. – 11.2.2002 – Zum Karneval kommen 10 Franzosen nach Wächtersbach. Sie nehmen als Fußgruppe am Umzug teil. Danach wird in den Vereinsräumen der Alten Schule gefeiert.
11.2.2002 – Unsere französischen Freunde verteilen Geschenke an die Kinder der Grundschulen und Kindergärten.
9.3. – 11.3.2002 – Zum ersten Mal fährt eine größere Gruppe Wächtersbacher zur „Fête de la choucroute“ nach Vonnas. Bei dieser Gelegenheit werden auch wieder – in diesem Jahr etwas verfrüht – die Oster-hasen in den Schulen und Kindergärten verteilt.
15.4. – 27.4.2002 – 36 deutsche Austauschschüler fahren nach Châtillon / Vonnas.
4.5. – 12.5.2002 – 54. Messe Wächtersbach: Auch in diesem Jahr sind unsere französischen Freunde wieder mit dabei. Mit der Hilfe der Freunde Châtillons be-wältigen 7 Franzosen den Ansturm der Messebesucher , hat sich der doch zu einem wahren „Stand der Begegnung“ entwickelt.
7.6. – 9.6.2002 – Die Aufenauer Fußballer sind zu Gast in Vonnas.
28.6. – 30.6.2002 – Der Posaunenchor der evange-lischen Kirchengemeinde weilt in Châtillon.
7.9. – 8.9.2002 – 40jähriges Jubiläum des Musikzuges Wächtersbach: 54 Mitglieder der Union Musical, Chatillon sind zu Gast in Wächtersbach und beteiligen sich am Jubiläumsprogramm.
26.10. – 27.10.2002 – Ein Arbeitstreffen der beiden Verschwisterungskomitees findet im Elsass statt: Es gilt das 40jährige Jubiläum in 2003 vorzubereiten. Die beiden Bürgermeister nehmen auch daran teil.
30.11.2002 – Papillotes, Quiche, Glühwein und Kakao werden am Wächtersbacher Weihnachtsmarkt angeboten.