Das Ende der Welt und die Merkel-Raute

30 Freunde von Châtillon, Vonnas und Baneins reisten für eine Woche in die Bretagne. Das ist ein Granitfelsen, zwei Tagreisen von Wächtersbach entfernt. 

Die Rundreise durch keltisches Brauchtum und atemberaubende Natur begann in Saint-Malo, der grauen Stadt am smaragdgrünen Meer. Die alte Seeräubermetropole ändert völlig ihren Charakter, wenn einmal die Sonne scheint oder wenn statt Flut Ebbe herrscht. Eine kundige Stadtführerin stellte den Wächters-bachern einige prägende Ecken der Stadt vor, die von den Besuchermassen nicht weiter beachtet werden. Von den Seeräubern ging die Fahrt weiter, an furchteinflößenden Klippen vorbei, direkt ins Chaos. So wird eine der schönsten Landschaften Frankreichs bezeichnet. Inmitten einer blühenden Heidelandschaft stapeln sich dort riesige, verwitterte, rosafarbene Granitfelsen vor dem grün-blauen Meer. Wer den kleinen Spaziergang hindurch unternahm, bekam am Ende ein rosafarbenes Märchenschloss zu sehen. Für seine Pflege und Erhalt zeichnet kein geringerer verantwortlich als Dieter Hallervorden – wie man Kulturdenk-mäler verantwortungsvoll nutzt und erhält, beschäftigt nicht nur viele Menschen in Wächtersbach, sondern auch überall in der Bretagne.

Vom sprichwörtlichen Chaos ging es direkt zum Ende der Welt. An der äußersten Westspitze Frankreichs versinkt der Granitfelsen – inmitten großartiger Natur, versteht sich – zwar widerstrebend, aber langsam und sicher im Meer. Zwar kamen die Liebhaber der Stürme dort nicht auf ihre Kosten. In einem Besucherzentrum werden aber die Gefahren für die Schifffahrt und die schwierigen, vom Atlantik umtosten Lebensbedingungen anschaulich beschrieben. Nach so viel Natur dürstete es die Wächtersbacher nach einer Kulturmetropole. Sie fanden deren gleich zwei: In Vannes und in Quimper. Das etwas beschaulichere Vannes ist nicht nur die alte Hauptstadt, sondern punktete auch mit dem etwas idyllischeren Fachwerk (Für Platzregen gab es Punktabzug). In Quimper aber gab es nicht nur ein bretonisches Abendessen auf dem schönsten Platz der Stadt. Eine sehr humorvolle Stadtführerin machte dort auf die Fassade der Kathedrale aufmerksam: „Mit den vielen Wappen dort ist das eher eine politische als eine geistliche Fassade. Rechts oben sehen Sie die Raute als Symbol weiblicher Macht.“ Das Motto der Reise lautete freilich „Sprachreise“. Nicht nur die Liebhaber der französischen Sprache kamen hier auf ihre Kosten. Die Bretagne ist offiziell zweisprachig. Auch wenn nur noch eine Minderheit das keltische Bretonisch beherrscht, ist es in der Öffentlichkeit allgegenwärtig. Einige einfache keltische Wörter wie Ti (Haus) oder Ker (Stadt) werden von allen verstanden und bisweilen spielerisch ins Französische eingebaut. Die französische Sprache, sie ist viel flexibler als ihr in Deutschland verbreiteter Ruf. Den Rang einer nationalen Kulturmetropole bekleidet auch das kleine Städtchen Pont-Aven. Das war eine Künstlerkolonie, vergleichbar etwa mit Worpswede bei Bremen. In Pont-Aven malten Romantiker und Impressionisten, allen voran Paul Gauguin. Ihm folgte eine etwas verschrobene, verschworene Künstlergruppe nach, die den Impressionismus mit dem Jugendstil zur „Schule von Pont-Aven“ verschmolz. Sie hatte nicht nur enge Kontakte nach Paris, sondern auch bis nach Ungarn und Dänemark. Die Künstler dort hießen Ronai und Ballin, Namen, die auch in Wächtersbach wohlbekannt sind. Ein weiterer Höhepunkt der Reise war aber die Überfahrt bei hohem Seegang zur Belle-Île, der schönen Vulkaninsel im Atlantik. Bei einem kurzen Tagesausflug gab es atemberaubende Natur und viel Geschichte.

Warum also in die Ferne schweifen? Weil Erfahrungen dort den Blick auf das ändern, was man zuhause als selbstverständlich nimmt. Der Dank der 30 Freunde gilt der Vereinspräsidentin Marianne Leschinger für eine aufwendige, präzise Organisation, die kein professionelles Reisebüro so leisten kann.

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