Abschied von einem großen Freund der Völkerverständigung

Heinrich Heldmann mit französischen FreundenWächtersbach: Zwei Jahre vor dem 50. Jubiläum der von ihm begründeten Verschwisterung zwischen den Städten Wächtersbach und Châtillon sur Chalaronne ist der langjährige Bürgermeister Wächtersbachs, der Initiator und Motor der Partnerschaft von der Bühne getreten. Die Verständigung der ehemals verfeindeten Völker, der Deutschen und der Franzosen war ein Schwerpunkt der weit über die Gemeindegrenzen ausgreifenden Aktivitäten des ehemaligen Stadtoberhauptes.

 

Wann die Idee einer Städte-Partnerschaft über Ländergrenzen hinweg entstanden ist, wird sich wohl nicht mehr eindeutig klären lassen. Vielleicht haben Heinrich Heldmanns Kriegserlebnisse und die Kriegsgefangenschaft im Hintergrund Pate gestanden. Es fand sich mit Hannskarl Zedler auch noch ein kongenialer, engagierter und sprachkompetenter Partner, der mit einem Brief an den Rat der Europäischen Gemeinden, im Frühjahr 1962 die Rolle des „Brautwerbers“ übernahm. Mit der prompt erhaltenen Empfehlung von Europäischer Ebene bot Heldmann sofort seine Hand in Richtung Châtillon an. Er und Zedler scheinen den richtigen Ton im Brief nach Châtillon gefunden zu haben, denn die Reaktion war überaus positiv. Spontan entstanden gleich zwei Männerfreundschaften, die im Folgenden den Takt vorgaben. Es waren die zwischen den beiden Bürgermeistern Heinrich Heldmann und Raymond Sarbach sowie den Lehrern Hannskarl Zedler und Max Huguet.

Heinrich Heldmann verstand es meisterhaft, seine Wächtersbacher über die Vereine für das Projekt einer Städtepartnerschaft zu begeistern und sie „auf die Spur zu setzen“. Schon im folgenden Jahr, im Juli 1963 wurde sein Engagement für die Sache durch die feierliche Protokollierung eines Verschwisterungsvertrages in Wächtersbach belohnt. Das war aber nur der Anfang. In den Folgejahren entwickelte sich, stets von Heldmann gefördert und aufmerksam beobachtet, ein reger Partnerschaftstourismus: Regelmäßige, jährliche Schüleraustausche, Besuche von Radfahrerverein, Turnverein, Judokas, Fußballern, der Feuerwehr, Faschingsgruppen und anderen lösten sich ab. Gruppen von bis zu 350 Personen fanden bei feierlichen Anlässen auf beiden Seiten des Rheins familiäre Aufnahme. Die runden Jubiläen, 10, 20 und 25 Jahre lösten einander ebenso ab, wie die Bürgermeister Châtillons, Raymond Sarbach, Maurice Lagrange, Jean Decomble und Noël Ravassard, ihr deutscher Partner auf der politischen Bühne Heinrich Heldmann war immer dabei.

Auch nach Gründung des Vereins der Freunde Châtillons durch Matthias Scheuß, der für die notwendigen, alltäglichen Kontakte zur Partnergemeinde notwendig geworden war, erlahmte Heldmanns Eifer für das Projekt nicht. Es war eben seine Herzensangelegenheit. Bei der Pflege von Kontakten kam Heinrich Heldmann seine joviale und direkte Art des Umganges mit Menschen sehr entgegen und öffnete die Herzen seiner Gesprächspartner. Man hat ihn in Châtillon und auch in der zwischenzeitlich vergrößerten Partnerschaft mit Vonnas und Baneins nicht vergessen. Jetzt zu seiner Bestattung kam kurzfristig eine 3köpfige Delegation aus der Partnerregion, um Abschied zu nehmen von einem guten, alten Freund. Wir, die Freunde von Châtillon, Vonnas, Baneins in Wächtersbach sind Heinrich Heldmann zu großem Dank verpflichtet. Wir werden sein Erbe behutsam pflegen und in seinem Sinne fortentwickeln.

 

Maru Freund

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